Die Europäische Bankenaufsicht schlägt Alarm: Krypto-Unternehmen nutzen Schlupflöcher in der MiCA-Regulierung systematisch aus. Ein neuer EBA-Bericht deckt auf, wie Firmen durch gezieltes „Forum Shopping“ schwache Aufsichtsbehörden suchen – und damit das EU-Finanzsystem gefährden.
- EBA veröffentlicht Bericht über Umgehungsstrategien bei MiCA-Regulierung
- Krypto-Firmen mit schwachen Geldwäsche-Kontrollen bereits am EU-Markt aktiv
- Übergangsfrist bis Juli 2026 ermöglicht weiteren Betrieb trotz fehlender Lizenz

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) warnt in einem aktuellen Bericht vor erheblichen Risiken durch Krypto-Anbieter während der MiCA-Übergangsphase. Die Markets in Crypto-Assets Regulation trat Ende 2024 vollständig in Kraft und schuf erstmals einheitliche Regeln für Krypto-Dienstleister in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten.
Allerdings versuchen einzelne Unternehmen die neuen Vorgaben gezielt zu umgehen, so die Behörde. Die EBA spricht von „Versuchen einzelner Akteure, regulatorische Anforderungen zu umgehen“, die das Finanzsystem der Union gefährden könnten.
Wie Krypto-Firmen das System austricksen
Die Aufsicht dokumentiert eine bedenkliche Praxis: Unternehmen beantragen gleichzeitig Lizenzen in mehreren EU-Ländern. Sobald Behörden kritische Fragen stellen, ziehen sie ihre Anträge zurück. In Ländern mit lockeren Prüfmechanismen setzen sie den Prozess dann ungestört fort.
„In der Praxis sind Unternehmen mit schwachen Geldwäsche-Kontrollen bereits am EU-Markt aktiv, indem sie Länder mit weniger strikter Aufsicht wählen“, heißt es im EBA-Bericht. Dieses sogenannte „Forum Shopping“ ermöglicht es Firmen, nach der Zulassung europaweit zu operieren – auch bekannt als „Passporting„.
Übergangsfrist als Einfallstor
Besonders brisant: Die MiCA-Übergangsfrist läuft bis zum 1. Juli 2026. Unternehmen, die vor Inkrafttreten der Regulierung zugelassen wurden, dürfen bis dahin weiter operieren – selbst wenn sie die neuen Standards nicht erfüllen. Die EBA warnt, dass Firmen mit laufenden Berufungsverfahren diese Lücke ausnutzen könnten.
Dr. Hendrik Müller-Lankow, Anwalt der deutschen Krypto-Rechtskanzlei Kronsteyn, bestätigt die Erkenntnisse der Aufsicht. „Aufsichtsarbitrage findet in der gesamten EU statt“, erklärt der Experte.
Die Behörde nennt zwar keine konkreten Namen, macht aber deutlich: Das Problem ist real und bedroht die Integrität des europäischen Finanzsystems. Bis Mitte 2026 bleibt die Tür für fragwürdige Anbieter noch einen Spalt weit offen.




