Die Europäische Union vollzieht eine spektakuläre Kehrtwende bei Stablecoins. Während EU-Vertreter die digitalen Währungen noch vor Monaten als systemisches Risiko einstuften, fordert der ESM-Chef nun aktiv Euro-Stablecoins. Der Grund: US-Dollar-Token dominieren zunehmend den Markt.
- EU-Wirtschaftsorganisation fordert heimische Euro-Stablecoins
- Dramatischer Strategiewechsel nach US-Stablecoin-Boom 2025
- Digitaler Euro frühestens 2029 – private Token als Zwischenlösung

Pierre Gramegna, Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), machte bei einer Anhörung zur wirtschaftlichen Lage der Eurozone deutlich: Europa dürfe sich nicht von Dollar-Stablecoins abhängig machen. Die US-denominierten Token würden derzeit die Märkte beherrschen.
Warum schwenkt die EU bei Stablecoins um?
„Europa sollte das Potenzial für finanzielle Innovation mit Stablecoins und tokenisierten Vermögenswerten nutzen„, so Gramegna weiter. Stablecoins seien ein unvermeidlicher Teil dieser Entwicklung. In einer sich rasant wandelnden Finanzlandschaft müsse Europa alles tun, um Euro-Stablecoins heimischer Emittenten zu fördern.
Paschal Donohoe, Präsident der Eurogruppe, pflichtete bei. Allerdings könnte auch der digitale Euro als staatliche Digitalwährung (CBDC) den Handel in der Region ankurbeln.
Der Kurswechsel erfolgt nach dem massiven Boom von Dollar-Stablecoins. Auslöser war die Verabschiedung des GENIUS-Regulierungsrahmens in den USA, der für Klarheit bei der Ausgabe digitaler Dollar-Token sorgte.
Digitaler Euro lässt auf sich warten
Noch im September 2024 warnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde eindringlich vor ausländischen Stablecoins. Diese könnten Liquidität aus dem Euro und der EU abziehen. Regulatorische Lücken müssten geschlossen werden.
Doch der digitale Euro kommt nicht vor 2029, wie EZB-Direktor Piero Cipollone kürzlich einräumte. EU-Gesetzgeber würden den Prozess verzögern. Cipollone selbst gilt als starker Befürworter der staatlichen Digitalwährung und lehnt private Krypto-Token eigentlich ab.
Stablecoins entwickeln sich zum geostrategischen Machtinstrument. Regierungen wollen ihre Währungen auf digitale Schienen setzen, um die Nachfrage zu maximieren. Christopher Waller, Gouverneur der US-Notenbank Federal Reserve, betonte bereits 2024: Dollar-Stablecoins würden die Reservewährungsrolle des Dollars stärken. Krypto-Assets würden faktisch in US-Dollar gehandelt.
Jede Expansion im DeFi-Bereich dürfte die dominante Rolle des Dollars weiter festigen. Europa steht nun unter Zugzwang – und setzt überraschend auf die Technologie, die es einst bekämpfte.



