Telegram-Gründer Pavel Durov bricht sein Schweigen und erhebt schwere Vorwürfe gegen französische Behörden. In seinem ersten Interview seit der Festnahme im August 2024 spricht er von gezielter Demütigung und politischen Motiven. Die Messenger-Plattform erreichte zuletzt eine Milliarde Nutzer.
- Durov bezeichnet Frankreichs Vorgehen als „verwirrend“ und rechtlich fragwürdig
- Telegram-Chef sieht politische Motive hinter seiner Festnahme in Paris
- Messenger-Platform wächst trotz Kontroverse auf eine Milliarde Nutzer
Pavel Durov zeigt sich kämpferisch. Der Telegram-Gründer nutzte das Interview mit Tucker Carlson für eine Generalabrechnung mit den französischen Behörden. „Ich bin immer noch verwirrt“, erklärte der 40-Jährige zu den Anschuldigungen gegen ihn.
Die Festnahme am 24. August 2024 am Pariser Flughafen Le Bourget kam für Durov völlig überraschend. Vier Tage verbrachte er in Gewahrsam, ohne zu verstehen, was Telegram falsch gemacht haben soll.
Durov: „Telegram hat nichts Falsches getan“
„Wir sind ein großes Unternehmen, werden von einer Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und arbeiten mit den größten Finanzinstitutionen zusammen“, betonte Durov im Gespräch. Telegram gebe Millionen von Dollar pro Quartal für Rechtskonformität aus und operiere in fast 200 Ländern.
Die französischen Ankläger werfen Durov sechs Straftaten vor. Darunter Beihilfe zu kriminellen Aktivitäten, Geldwäsche und die Verbreitung illegaler Inhalte über die Messaging-Plattform. Bis zu zehn Jahre Haft drohen dem Tech-Unternehmer.
„Als ich mehr darüber erfuhr, wurde mir klar, dass wir tatsächlich nichts falsch gemacht haben“, so Durov. Die französischen Behörden hätten angeblich nicht den ordnungsgemäßen Rechtsweg befolgt.
Gezielte Demütigung durch Behörden?
Besonders kritisiert Durov die Art seiner Behandlung. „Offensichtlich haben sie alles getan, um mich zu demütigen“, stimmte er Tucker Carlsons Einschätzung zu. Die Staatsanwaltschaft habe ungewöhnlich öffentliche Statements über seinen Fall abgegeben.
Normalerweise arbeite die französische Anklagebehörde im Verborgenen und gebe selten Presseerklärungen ab. „Das war bei mir nicht der Fall“, so Durov.
Über 9 Millionen Telegram-Nutzer unterzeichneten einen Brief, der Durovs Freilassung forderte. Der Telegram-Chef interpretiert dies als Zeichen für die politische Dimension seines Falls.
𝐓𝐨𝐝𝐚𝐲, 𝐓𝐎𝐍 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝐥𝐚𝐮𝐧𝐜𝐡𝐞𝐬 𝐚 𝐟𝐢𝐫𝐬𝐭 𝐨𝐟 𝐢𝐭𝐬 𝐤𝐢𝐧𝐝 𝐢𝐧𝐢𝐭𝐢𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞 𝐭𝐨 𝐮𝐫𝐠𝐞 𝐅𝐫𝐚𝐧𝐜𝐞 𝐭𝐨 #FREEDUROV.
— TON Community (@toncommunityhq) August 27, 2024
An Open Letter Mini App in Telegram.
Anyone who values privacy and freedom of speech should sign this letter to French… pic.twitter.com/i46ohO7F9G
Telegram wächst trotz Kontroverse weiter
Trotz der rechtlichen Turbulenzen verzeichnet Telegram ein enormes Wachstum. Die Messaging-Plattform erreichte im März 2024 eine Milliarde monatlich aktive Nutzer weltweit.
Durov hatte bereits im September 2024 angekündigt, Länder zu verlassen, die nicht mit Telegrams Engagement für Meinungsfreiheit übereinstimmen. Das Interview mit Carlson markiert seine erste öffentliche Stellungnahme seit der Festnahme.
Der Tech-Unternehmer lässt durchblicken, dass hinter seiner Verhaftung möglicherweise politische Motive standen. Seine Bewegungsfreiheit bleibt weiterhin eingeschränkt.