Digitaler Euro wackelt: EU will private Lösungen bevorzugen

Zukunft ungeklärt

Digitaler Euro wackelt: EU will private Lösungen bevorzugen

Digitaler Euro wackelt: EU will private Lösungen bevorzugen

Das jahrelange Vorzeigeprojekt der Europäischen Zentralbank steht plötzlich auf wackligen Beinen. Ein neuer Parlamentsvorschlag könnte den digitalen Euro zur bloßen Notlösung degradieren – falls private Zahlungssysteme schneller liefern.

  • EU-Parlament fordert Markttest vor digitalem Euro
  • Privatsektor soll europäisches Zahlungssystem zunächst selbst aufbauen
  • EZB-Pilotstart für 2027 geplant, politische Blockade droht
Digital Euro could be curtailed under EU lawmaker's proposal
Quelle: Bloomberg

Das Prestigeprojekt der EZB gerät ins Stocken. Der spanische EU-Abgeordnete Fernando Navarrete von der konservativen EPP-Fraktion hat einen parlamentarischen Entwurf vorgelegt, der die Prioritäten radikal verschiebt. Sein Credo: Der digitale Euro darf erst kommen, wenn die Privatwirtschaft keine funktionierende pan-europäische Zahlungslösung liefert.

Privatsektor erhält Vorfahrt

Navarrete schlägt einen verpflichtenden Markttest vor, bevor eine Online-Version des digitalen Euro an den Start geht. Brüssel müsste demnach zunächst bestätigen, dass keine privaten Alternativen existieren. Die EZB fordert seit Jahren eine Lösung – ob öffentlich oder privat –, um Europas fragmentierte Zahlungssysteme zu verbinden, erklärte der Abgeordnete gegenüber Reportern. Seine Botschaft ist klar: Erst muss die Marktwirtschaft ihre Chance bekommen.

Kritiker warnen jedoch vor einem Rückschritt. Die EZB betrachtet den digitalen Euro nicht als Konkurrenz zu Banken, sondern als europäische Antwort auf US-Zahlungsgiganten wie Visa, Mastercard und PayPal. Eine staatlich garantierte Alternative könnte die finanzielle Souveränität Europas stärken.

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Zeitdruck trifft auf politischen Widerstand

Der Zeitpunkt des Vorschlags ist brisant. Gerade kündigte die EZB Pilottests für 2027 an, mit einem möglichen Rollout bis 2029. Navarrete beteuert, er wolle das Projekt nicht torpedieren. Ich bin weder für noch gegen den digitalen Euro. Doch wir müssen Stabilität und Verhältnismäßigkeit sicherstellen, so der Spanier.

Während die Online-Version auf Widerstand stößt, unterstützt sein Plan eine Offline-Variante. Diese würde wie digitales Bargeld funktionieren – speicherbar auf sicheren Geräten, übertragbar ohne Internetverbindung. Zusätzlich fordert Navarrete strikte Obergrenzen für digitale Euro-Bestände, um einen Ansturm auf Bankeinlagen während Finanzkrisen zu verhindern.

EZB kämpft um Deutungshoheit

Die Zentralbank reagiert vorsichtig diplomatisch. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone nannte den Entwurf einen konstruktiven Schritt, bekräftigte aber zugleich die Dringlichkeit. Europa braucht ein Zahlungssystem, das überall und für alle funktioniert, betonte er. Doch die politische Hürde bleibt hoch. Mehrere Fraktionen zweifeln am Nutzen eines digitalen Euro. Die Verhandlungen dürften sich bis Mitte 2026 hinziehen.

Die Debatte offenbart einen Grundkonflikt: Soll Geld von Zentralbanken gestaltet oder vom Markt entdeckt werden? Für die EZB symbolisiert der digitale Euro Unabhängigkeit von amerikanischer und chinesischer Zahlungsdominanz. Für Skeptiker bleibt er eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Navarrete zwingt die Notenbank nun zum Beweis ihrer Relevanz.

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