Die deutsch-französische Bankengruppe ODDO BHF hat mit EUROD den ersten Euro-Stablecoin unter der neuen EU-Regulierung MiCA lanciert und fordert damit die Dollar-Vormacht von Tether und Circle heraus. Während US-Stablecoins über 83 Prozent des 306-Milliarden-Marktes kontrollieren, setzt Europa nun auf heimische Alternativen.
- ODDO BHF lanciert EUROD als MiCA-konformen Euro-Stablecoin
- Tether und Circle dominieren mit 83 Prozent den Stablecoin-Markt
- Europäische Banken starten Gegenoffensive mit mehreren Euro-Projekten

Die Bankengruppe ODDO BHF hat am Mittwoch die Einführung ihres Euro-Stablecoins EUROD bekanntgegeben. Der Token wird unter der neuen EU-Kryptoasset-Regulierung MiCA ausgegeben und markiert einen wichtigen Schritt in Europas Bestreben, eine Alternative zu den marktbeherrschenden Dollar-Stablecoins zu schaffen.
Guy de Leusse, stellvertretender Betriebsleiter bei ODDO BHF, betonte die strategische Bedeutung: „Es war für uns essenziell, eine europäische Lösung in Euro anzubieten, um eine Alternative zu den auf US-Dollar lautenden Stablecoins zu schaffen.“ Die Market-Making-Plattform Flowdesk stellt die Liquidität bereit, während Fireblocks die Tokenisierungs-Infrastruktur liefert.
Dollar-Dominanz unter Druck
Bislang wird der Stablecoin-Markt von Dollar-basierten Token dominiert. Tether USDT und Circle USDC vereinen zusammen mehr als 83 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung von 306,35 Milliarden US-Dollar auf sich, wie Daten von DefiLlama zeigen. Doch Europa drängt nun mit Macht in den Markt.

Bereits am 20. April 2025 hatte die regulierte Digital-Asset-Sparte der Société Générale, SG-Forge, mit EUR CoinVertible einen Euro-Stablecoin für institutionelle Investoren auf Ethereum lanciert. Im Juli folgte AllUnity, ein Joint Venture von Flow Traders, Deutsche Banks DWS und Galaxy, mit EURAU, der am 31. Juli öffentlich verfügbar wurde.
Neun Banken planen gemeinsamen Launch
Die Bewegung nimmt weiter Fahrt auf. Neun europäische Banken haben bereits angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte 2026 einen gemeinsamen Euro-Stablecoin auf den Markt zu bringen. Seit die USA im Juli 2025 den GENIUS Act verabschiedeten, wächst in Europa der Druck, mit eigenen Lösungen nachzuziehen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte im September eindringlich davor, dass unregulierte ausländische Stablecoins Liquidität aus dem Euro und dem EU-Finanzsystem abziehen könnten. Pierre Gramegna, Geschäftsführer des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), formulierte am Donnerstag klar: „Europa sollte sein Bestes tun, um die Entstehung von auf Euro lautenden Stablecoins durch inländische Emittenten zu erleichtern.“
Bhau Kotecha, Mitgründer von Paxos Labs, gibt allerdings zu bedenken: „USD-gestützte Stablecoins profitieren von einem mehrjährigen Vorsprung.“ Euro-Emittenten müssten daher einzigartige Adoption-Strategien mit den richtigen Partnerschaften und Liquiditätspfaden entwickeln, um vergleichbares Wachstum zu erreichen.
Der EUROD-Token von ODDO BHF wird zunächst an der spanischen Krypto-Börse Bit2Me gelistet. Parallel debattiert das Europäische Parlament seit 2023 über einen digitalen Euro als Zentralbank-Währung, dessen Launch jedoch nicht vor 2029 erwartet wird.




