Blockchain.com hat eine MiCA-Lizenz in Malta erhalten und reiht sich damit in eine wachsende Liste von Krypto-Unternehmen ein, die über die Mittelmeerinsel den EU-Markt erobern wollen. Doch während die Firma ihre Europa-Expansion vorantreibt, mehren sich kritische Stimmen aus Brüssel.
- Blockchain.com erhält MiCA-Lizenz in Malta
- Kraken, Gate und Gemini bereits vor Ort
- EU-Regulatoren warnen vor uneinheitlicher Aufsicht
Die Krypto-Plattform Blockchain.com hat grünes Licht für ihre Europa-Expansion erhalten. Das Unternehmen sicherte sich eine Lizenz unter der neuen MiCA-Regulierung in Malta. Damit folgt die Firma Branchengrößen wie Kraken, Gate und Gemini, die ebenfalls auf die Mittelmeerinsel setzen.
Malta als strategisches Tor zur EU
Ein Sprecher von Blockchain.com erklärte gegenüber Decrypt, Malta biete „die richtige Kombination aus regulatorischer Transparenz, institutioneller Expertise und strategischem Zugang zum Europäischen Wirtschaftsraum“. Die Insel wird künftig als Zentrale für alle europäischen Aktivitäten dienen. Fiorentina D’Amore leitet die EU-Strategie von Malta aus.
Das Unternehmen hat sein Geschäftsmodell neu ausgerichtet. Statt auf zentralisierte Börsen setzt Blockchain.com nun auf Brokerage-Dienste, institutionelle Infrastruktur und Self-Custody-Wallets. Diese Segmente gelten als zukunftsträchtig in einem zunehmend regulierten Markt.
MiCA ermöglicht EU-weites Passporting
Die Markets in Crypto-Assets Regulation trat Ende 2024 vollständig in Kraft. Sie schuf erstmals ein einheitliches Regelwerk für digitale Vermögenswerte in der Europäischen Union. Das Besondere: Krypto-Firmen können in einem Mitgliedstaat eine Lizenz beantragen und diese dann als „Passport“ für alle 27 EU-Länder nutzen.
Genau dieser Mechanismus macht Malta so attraktiv. Die Insel gilt als besonders krypto-freundlich und vergibt Lizenzen schneller als andere EU-Staaten. Kritiker sprechen von „Forum Shopping“ – Unternehmen suchen sich gezielt die nachgiebigsten Regulierungsbehörden aus.
Regulatoren schlagen Alarm
Mitte September forderten Aufsichtsbehörden aus Frankreich, Österreich und Italien eine stärkere zentrale EU-Kontrolle. Sie argumentierten, die frühe MiCA-Umsetzung habe erhebliche Unterschiede in der nationalen Aufsicht offenbart. Eine direkte Überwachung durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA würde Anleger besser schützen.
Ein ESMA-Review vom Juli bestätigte zwar die Kompetenz der maltesischen Finanzaufsicht MFSA, kritisierte aber unvollständige Risikobewertungen bei der Lizenzvergabe. Maltas lockerer Umgang mit Glücksspiel und die umstrittenen „Golden Passport“-Programme nähren den Verdacht der Regulierungs-Arbitrage.
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA warnte bereits vor dieser Praxis. Sie befürchtet, dass gezieltes Forum Shopping die Integrität des EU-Finanzsystems untergraben könnte. Dr. Hendrik Müller-Lankow von der deutschen Kanzlei Kronsteyn sieht das differenzierter. Er erklärte gegenüber Decrypt, regulatorische Arbitrage sei ein unvermeidliches Nebenprodukt der Balance zwischen nationaler Diskretion und EU-Integration.
Blockchain.com beobachtet derweil weitere Märkte. Das Unternehmen verfolgt regulatorische Entwicklungen in Großbritannien, Singapur, Lateinamerika und dem Nahen Osten. Auch ein möglicher Börsengang in den USA bleibt auf dem Radar – Gerüchte dazu wollte die Firma jedoch nicht kommentieren.




